Northanger Abbey by Austen Jane
Autor:Austen, Jane [Austen, Jane]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-14T16:00:00+00:00
IV. KAPITEL
Einige Tage vergingen, und obwohl Catherine sich jeden Argwohn gegen die Freundin verbot, hatte sie doch ein scharfes Auge auf sie. Das Ergebnis ihrer Beobachtungen war nicht erfreulich. Isabella schien ihr völlig verändert. Zugegeben, im Kreise ihrer nächsten Freunde in den Edgarâs Buildings oder der Pulteney Street schlug es so wenig zu Buche, daà man es, wäre es damit getan gewesen, kaum bemerkt hätte. Eine gewisse Trägheit und Schlaffheit, oder auch jene vielbeschworene Geistesabwesenheit, von der Catherine vorher noch nie gehört hatte, kam sie gelegentlich an; doch das allein hätte ihr womöglich nur neuen Reiz verliehen, ihr noch wärmere Anteilnahme beschert. Aber wenn Catherine sie in der Ãffentlichkeit sah, wo sie sich die Aufmerksamkeiten von Captain Tilney so bereitwillig gefallen lieÃ, wie dieser sie ihr zollte, ihn kaum weniger freigebig mit Blicken und Lächeln bedachte als James, war der Wandel zu deutlich, um darüber hinwegzusehen. Wie ein so loses Betragen zu erklären sein mochte â was ihre Freundin im Sinn hatte â, das überstieg Catherines Begriffsvermögen. Isabella konnte nicht ahnen, welchen Schmerz sie damit verursachte, aber so viel mutwillige Gedankenlosigkeit nahm Catherine ihr dennoch übel. James war der Leidtragende. Sie sah ja, wie düster und unruhig er war; und mochte die Frau, die ihm ihr Herz geschenkt hatte, noch so unbekümmert um sein derzeitiges Befinden sein, ihr lieà es keine Ruhe. Auch um den armen Captain Tilney sorgte sie sich. Sowenig ihr sein Aussehen zusagte, nahm doch sein Name sie für ihn ein, und mit aufrichtigem Mitleid dachte sie an die Enttäuschung, die ihm blühte; denn trotz allem, was sie in der Trinkhalle gehört zu haben glaubte, paÃte sein Verhalten so gar nicht zu einem Wissen um Isabellas Verlobung â nein, bei näherem Nachdenken konnte es nicht sein, daà er sich darüber im klaren war. Gut möglich, daà er ihren Bruder als Nebenbuhler ansah, aber alles, was darüber hinausging, entsprang doch sicherlich nur ihrer Einbildung. Wie gern hätte sie Isabella durch einen sanften Tadel an ihre Situation erinnert und ihr diese doppelte Herzlosigkeit zu BewuÃtsein gebracht; aber für einen Tadel fand sich irgendwie nie die rechte Gelegenheit und das rechte Verständnis. Wenn sie einmal eine Andeutung anbringen konnte, faÃte Isabella sie unweigerlich falsch auf. In dieser Bedrängnis wurde die geplante Abreise der Tilneys zu ihrem gröÃten Trost; der Aufbruch nach Gloucestershire sollte in ein paar Tagen erfolgen, und Captain Tilneys Rückzug würde in allen Herzen auÃer seinem eigenen wieder Frieden einkehren lassen. Doch Captain Tilney hatte vorerst noch keinerlei Absicht, sich zurückzuziehen; er würde nicht mit nach Northanger kommen, sondern in Bath bleiben. Als Catherine das hörte, fackelte sie nicht lang. Sie wandte sich an Henry Tilney, äuÃerte ihre Sorge über die unübersehbare Vorliebe seines Bruders für Miss Thorpe und bat ihn, ihn über das bestehende Verlöbnis aufzuklären.
»Mein Bruder weià davon«, war Henrys Antwort.
»Er weià es? Aber warum bleibt er dann hier?«
Er erwiderte nichts und wollte von etwas anderem anfangen; aber sie fuhr drängend fort: »Können Sie ihn nicht dazu bringen, abzureisen? Je länger er bleibt, desto schlimmer wird es doch am Ende für ihn.
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